Die Ich-Funktionen

Mehrere Jahrzehnt der Forschung haben dazu geführt, dass in der Bodynamic Analyse heute elf Kategorien psychologischer Funktionen, welche wir Ich-Funktionen nennen, unterschieden werden. Jeder Muskel des Körpers, und auch damit verbundene Muskelgruppen, verkörpern hochspezifische psychologische Inhalte, die mit einer Ich-Funktion und teils mehreren Ich-Funktionen in Zusammenhang stehen.

Die Antwortreaktion, die der Therapeut mittel Palpation eines spezifischen Muskels erhält, gibt ihm Informationen über die Muster des Klienten innerhalb einer Ich-Funktion – und gleichzeitig erhält er hierdurch auch Informationen über die Charakterstruktur und damit auch über das Entwicklungsstadium der Kindheit. Die Kombination der Informationen aus diesen bei den Schichten führt zu neuen Erkenntnissen, die für den therapeutischen Prozess relevant sind und insbesondere dann, wenn man mit dem im Fokus stehenden Muskel arbeitet – ob mit der Hand oder durch Bewegungen. Beides bietet eine Unterstützung, um psychologische Inhalte eines Muskels an die Oberfläche zu bringen und moderiert auch die Verbindung zu spezifischen Charakterstrukturen und Ich-Funktionen.

Die elf Ich-Funktionen dieses Modells sind:

  1. Verbundenheit – Aufnehmen, Bindungen, Herzöffnung; Unterstützung annehmen, Rückhalt erfahren, Herzenskontakt öffnen
  2. Positionierung – Grundlegende Haltung; Haltung dem Leben gegenüber; Balance in Handlungen; persönliche Haltung; auf eigenen Beinen stehen; Positionierung hinsichtlich Werten und Normen; Orientierung (den Kopf behalten oder verlieren)
  3. Zentrierung – Sich (von innen) ausfüllen können; in verschiedenen Rollen man selbst sein; Gefühl des eigenen Wert
  4. Grenzen – Persönlicher Raum (Energetische Grenzen); Selbstbewusstsein (im sozialen Kontakt Raum für sich selbst schaffen).
  5. Erdung und Realtitätsprüfung – Fähigkeit sich zu behaupten, sich verwurzelt zu fühlen und dadurch unterstützt; Bezug zur Realität; Bezug zur Spiritualität.
  6. Energiemanagement – Ladung aufbauen, halten und entladen können; Emotionsregulation; Stressmanagement; Selbstcontainment; Wahrnehmung und Mastern der eigenen Sinnlichkeit.
  7. Sozial Balance – Die eigenen Bedürfnisse-Gefühle-Wünsche gegenüber den Erwartungen anderer ausbalancieren; Balance zwischen sich zusammenreißen können und loslassen können; Balance zwischen Fassade und Offenheit in Interaktionen; Balance man selbst zu sein und auch ein Gruppenmitglied zu sein; Balance Stress zu managen und zu lösen.
  8. Kognitive Fertigkeiten – Orientierung hinsichtlich kognitiven Begreifens; Verständnis (etwas gut genug verstehen, um damit weiterzukommen); Begreifen der Realität; Fähigkeit kognitives Verständnis auf verschiedene Situationen anzuwenden; Planung; Erwartungen – Erwägungen – Abwägungen.
  9. Selbstausdruck & Selbstbehauptung –  Behauptung; sich selbst in seinen verschiedenen Rollen behaupten; Vorwärtsbewegung und Richtungssinn,
  10. Muster interpersonalen Kontaktes – Muster der Nähe und der Distanz; Ausgreifen, Greifen und Dranbleiben; sich bemerkbar machen und Nahe sein; aus dem eigenen Kern heraus empfangen und geben; wegstoßen (Neinsagen) und auf Distanz halten; befreien, loslassen.
  11. Geschlecht & Geschlechtsbezogene Fertigkeiten – Bewusstsein und Erleben des eigenen Geschlechts, Erleben einer angemessenen Geschlechterrolle; Möglichkeiten seine eigene Sinnlichkeit und Sexualität halten zu können.